Gemäss einer econcept Studie aus dem Jahr 2018 haben Städte immer noch die Tendenz, fossil betriebene Heizungen am Ende ihrer Lebensdauer mit neuen fossil betriebenen Heizungen zu ersetzen. Zu diesen Städten gehören zum Beispiel Zürich (85%), St. Gallen (80%), Basel (79%) und Winterthur (75%). *
Nach Statistiken des Bundesamtes für Umwelt BAFU verursacht der Sektor «Haushalte» in der Schweiz einen jährlichen Ausstoss von etwa 8 Millionen Tonnen CO₂. Demnach ist dieser Sektor nach Verkehr (32.4%), und Industrie (24.1%), der drittgrösste Verursacher von CO₂-Emissionen. **
Weiter weist das BAFU darauf hin, dass in den Sektoren Gebäude (im Blog Wärmeverbünde «Haushalte» genannt), Verkehr und Industrie mit den heute bekannten Technologien und dem Einsatz erneuerbarer Energien bis zum Jahr 2050 bis zu 95 Prozent der Emissionen reduziert werden können. ***
Fakten wie diese zeigen, dass in Städten und Gemeinden zur Erreichung des Netto-Null-Ziels noch viel Potential vorliegt. Praktische Vorzeigebeispiele sind dabei Quartiere, denn dort lassen sich grössere Anzahlen ausgedienter Öl- und Gasheizungen durch modernere, umweltfreundlichere Heizungslösungen ersetzen. Der Ersatz vieler kleiner fossiler Heizungen durch eine ökologische Quartierheizzentrale erhöht nicht nur die Energieeffizienz der Wärmeversorgung erheblich, sie bietet auch Vorteile bezüglich Lufthygiene.
380 Wohnungen reduzieren 900 Tonnen CO₂
Die Chance, einen Beitrag an die energiepolitischen Ziele der Stadt Winterthur zu leisten, ergriff Stadtwerk Winterthur 2013 mit der Planung einer Heizzentrale für das Quartier «Waser». Das Quartier war sehr geeignet, weil es eine hohe Energiedichte aufweist.
Für den Wärmeverbund «Quartier Waser» wurde ein Nahwärmenetz an eine neue, 10 Meter in den Boden versenkte Heizungszentrale angeschlossen. 2015 ging der Holzschnitzel-Heizkessel mit 700 kW Leistung in Betrieb. Als Puffer dienen drei Energiespeicher mit einer Fassung von 135'000 Liter Wasser. Als weitere Unterstützung ist ein Gaskessel mit 1’700 kW zur Spitzenlastdeckung im Einsatz.
«Mit der Umstellung eines gesamten Quartiers können Stadtwerk Winterthur, aber auch die Stadt selbst, ein tatkräftiges Zeichen für die Energiewende setzen und so auch andere Städte und Gemeinden motivieren.»
Wie jeder Quartierwärmeverbund ist das Projekt so konzipiert, dass ein steter Ausbau möglich ist. 2018 lieferte die Heizzentrale 4200 MWh Energie, was dem Energieverbrauch für Raumwärme und Warmwasser von etwa 380 Haushalten entspricht. **** 2017/2018 wurden mit dem Quartierwärmeverbund «Waser» insgesamt anrechenbare Emissionsverminderungen in der Höhe von mehr als 900 Tonnen CO₂ erzielt.
Holzschnitzel aus den regionalen Wäldern
Als Wärmequelle werden Holzschnitzel aus den regionalen Wäldern eingesetzt; diese kurzen Transportwege machen den Wärmeverbund noch ökologischer. Dank der Integration eines Elektrofilters in das Wärmesystem kann die Lufthygiene beträchtlich verbessert werden.
«Ein Anschluss an den Wärmeverbund ermöglicht den einzelnen Gebäudebesitzern in diesen Quartieren eine CO2-freundliche Lösung umzusetzen, ohne dass sie beim altersbedingten Ersatz ihrer alten Heizung investieren oder sich um die Planung und Bau kümmern müssen.»
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Holz stellt als Heizquelle eine CO₂-neutrale Alternative zu fossilen Heizungen dar.
Bild: ©House of Winterthur
Quellen:
* econcept Studie
** Bundesamt für Umwelt (BAFU)
*** Bundesamt für Umwelt (BAFU)
**** Bundesamt für Energie BFE «Der Energieverbrauch der Privaten Haushalte 2000-2018»
Merkmale Wärmeverbund (Stand Ende 2018)
Wärmeverbund
Quartierwärmeverbund (QWV) Waser in Winterthur
Holzschnitzelheizzentrale mit Gasheizung zur Spitzenabdeckung
Beteiligte
Stadt Winterthur, Stadtwerk Winterthur
Wärmequelle
Holzschnitzel aus Winterthur und Umgebung sowie Gas
Jährlich gelieferte Wärmeenergie
ca. 4’200 MWh
Wirkungsbeginn
Wärmelieferung seit 2015/2016
Anrechenbare Emissionsverminderungen (2017/2018)
900 Tonnen CO₂
Finanzierung
Eigenfinanzierung; Finanzhilfen (Stiftung KliK)
Label Energiestadt
Winterthur ist eine Stadt, die mit dem Label Energiestadt ausgezeichnet wurde. Dieses geht an Städte und Gemeinden, welche eine besonders nachhaltige Energiestrategie verfolgen.
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