Die Christkönig-Kirchgemeinde mitten im Ort Lancy (GE) umfasst drei Gebäude aus den 1940er-Jahren: die Kirche, einen Gemeindesaal und ein Miethaus mit 15 Wohnungen. Im Jahr 2014 erreichten zwei der drei Heizölkesseln, mit denen der Gebäudekomplex beheizt wurde, das Ende ihrer Lebensdauer. Der Kirchgemeinderat musste also über eine entsprechende Investition im Hinblick auf ihren Ersatz entscheiden. Entscheidend für den künftigen Kurs waren die Tatsache, dass fossile Energieträger durch erneuerbare abgelöst werden, und die Klimabotschaft des Papstes im Jahr 2015. Nach einem Vergleich zwischen Gas, Geothermie und Holz entschied sich der Kirchgemeinderat für eine Pelletheizung.

Alain Eretzian, in der Gemeinde Lancy für Gebäudeenergie zuständig, engagiert sich im Kirchgemeinderat schon seit geraumer Zeit für ein langfristiges Umweltbewusstsein. «Der Kirchgemeinderat besteht aus Personen, die ein gewisses Alter erreicht haben. Dennoch gehen wir offen mit aktuellen Themen und problematischen Entwicklungen im Zuge des Klimawandels um», betont Eretzian.

Holz liegt auf der Hand
Der Kirchgemeinderat gibt klar zu verstehen, dass er ganz auf erneuerbare Energien aus lokalen Quellen setzt. «Wir möchten als Kirchgemeinde mit gutem Beispiel vorangehen und der Botschaft des Papstes Rechnung tragen», erklärt Alain Eretzian.
Gas schied als Option sehr schnell aus, obwohl dies dem Willen des Kantons entsprochen hätte und die Genfer Versorgungsbetriebe entsprechenden Druck ausübten. Eine Wärmepumpe kam als Lösung nicht in Frage, da sie die Anforderungen für die Wärmeabgabe in den Mietwohnungen nicht hätte erfüllen können. Schliesslich ist das Beheizen einer Gesamtfläche von 2’909 m2 ist eine echte Herausforderung. Die ursprüngliche Anlage befand sich im Kellergeschoss des Mietshauses; sie bot sich für den Umbau, d. h. den Austausch der drei Heizölkessel durch einen einzigen Pelletkessel an, der alle drei Gebäude beheizt, wobei die Kirche und der Gemeindesaal fernversorgt werden. Der Heizöltank wurde gründlich gereinigt und in ein Pelletsilo umgewandelt. Glücklicherweise war der Heizungsraum ziemlich gross, denn «bei einem einzigen Heizkessel für alle drei Gebäude nehmen drei Speicher sehr viel Platz ein», weiss Guillaume Cassin vom Ingenieurbüro Energestion SA, das mit der Installation der neuen Anlage betraut wurde. Auch andere Anlagenteile wie Aschebehälter und die vorgeschriebenen Feinstaubfilter sind sehr gross. Die neue Anlage wurde im November 2021 in Betrieb genommen.

«Wir möchten als Kirchgemeinde mit gutem Beispiel vorangehen und der Botschaft des Papstes Rechnung tragen»,

Alain Eretzian, verantwortlich Gebäudeenergie Gemeinde Lancy

Keine finanzielle Unterstützung vom Kanton und der Gemeinde
« Wir hatten das Glück, das Mietshaus zu besitzen, zu dem noch zwei weitere Gebäuden mit Baurecht auf unserem Grundstück hinzukommen», so Alain Eretzian. Einen Teil der Investitionen durch Mieterhöhungen zu finanzieren kam nicht in Frage, zumal es sich um Wohnungen mit moderatem Mietzins handelt. Auch der Wärmekomfort der Wohnungen und die Warmwasserkapazität sollten nicht verringert werden. Trotz frühzeitiger Planung und einer strikten langfristigen Finanzdisziplin sind Holzkessel immer noch kostspieliger als Gaskessel. «.Und bei der Umstellung auf erneuerbare Energien ist man meistens auf Förderbeiträge angewiesen», stellt Alain Eretzian fest. Seitens des Kantons Genf, der Fernwärmeanschlüsse und Wärmepumpen fördert, bestanden diesbezüglich keine Möglichkeiten. Auch die Gemeinde Lancy leistete keine Unterstützung. Darüber hinaus ist die Christkönig-Kirchgemeinde der römisch-katholischen Kirche von Genf gegenüber rechenschaftspflichtig, die bei grossen Investitionen von Kirchgemeinden ihrer Diözese ein Einsichtsrecht besitzt.

Mitglieder der Kirchgemeinde übernehmen bis zu 20% der Gesamtinvestition

Die Mitglieder der Kirchgemeinde waren jedoch von der Sinnhaftigkeit erneuerbarer Energiequellen überzeugt. «Grosszügige Kollekten und ein Abonnementsystem, um die während der beiden COVID-Jahre entfallenen Kilbi-Einnahmen auszugleichen, haben zwischen 15 und 20% zur Gesamtinvestition beigetragen», erklärt die Präsidentin. Zusammen mit dem Förderbeitrag der Stiftung KliK hat dies den Einbau eines Holzpelletkessels sowie die Senkung der mit dem Brennstoffwechsel und den Installationen verbundenen Mehrkosten ermöglicht. Insgesamt wurde das Budget um 20% entlastet.

Heute stösst die Christkönig-Kirchgemeinde jährlich 70 Tonnen CO2 weniger in die Atmosphäre aus.

«Grosszügige Kollekten und ein Abonnementsystem, um die während der beiden COVID-Jahre entfallenen Kilbi-Einnahmen auszugleichen, haben zwischen 15 und 20% zur Gesamtinvestition beigetragen».

Präsidentin Kirchgemeinde Lancy

Einige Zahlen

Nutzvolumen des Silos:

rund 11 t Pellets

Geschätzter Jahresverbrauch:

75 t Pellets

Herkunft der Pellets:

aus 30 km Entfernung von der Heizungsanlage, ausschliesslich aus lokaler Produktion

Geschätzter Warmwasser-/Heizungsanteil:

20%/100%

L’arpeamag

L’arpeamag ist die Westschweizer Umweltzeitung vom Westschweizer Verband für Umweltschutz ARPEA (association romande pour la protection de l'environnement). Der Artikel "Lanci: Eine Kirchgemeinde im Wandel der Zeit" ist im Magazin ab S.65 zu lesen.

Fördermittel der Stiftung KliK
Die Stiftung KliK unterhält im Rahmen einer Partnerschaft mit Energie Zukunft Schweiz (EZS) und mit Unterstützung des Verbands Holzfeuerungen Schweiz (SFIH) das Förderprogramm Klimaprämie, das grössere Holzheizungen in der Schweiz fördert. Das Programm wird von EZS betreut und von der Stiftung KliK finanziert. Konkret werden Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien unterstützt, die wie im Fall der Christkönig-Kirchgemeinde in Lancy die Voraussetzungen für eine «Klimaprämie» erfüllen. Das Programm richtet sich im Wesentlichen an die Eigentümerschaft grosser Gebäude.

Förderprogramm Klimaprämie

Beim Ersatz einer fossilen durch eine erneuerbare Heizung profitieren Sie von attraktiven Förderbeiträgen. Das schweizweit einheitliche Förderprogramm unterstützt den Heizungsersatz in allen Bereichen: In Wohnbauten, im Büro- oder Gewerbegebäude und sogar für Industrieprozesse.

Arpeamag die Umweltzeitung der Westschweiz

Arpea ist die Umweltorganisation der Westschweiz und das Arpeamag ihr Magazin. Die Aktivitäten von Arpea sind: Organisation von Zertifikatskursen, Organisation von Foren und Fachtagungen. Vierteljährlicher Newsletter Verleihung ARPEA-Preis - François Lancoud Lesen Sie auf S. 65 den Artikel über Lancy