Bei diesem Text in Interview-Form handelt es sich um eine Zusammenstellung der Antworten von den entsprechenden verantwortlichen Personen bei ewl.

Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Klimaschutz für ewl?
Nachhaltigkeit ist für ewl sehr wichtig – das spüren unsere Kundinnen und Kunden täglich. Wir setzen uns mit voller Kraft für den Klimaschutz ein. Unsere über 400 Mitarbeitenden arbeiten jeden Tag daran, die Energiewende voranzubringen: zum Beispiel mit dem Ausbau von Wärmenetzen, mit erneuerbarem Strom, mit Ladestationen für E-Autos sowie mit Angeboten rund um Photovoltaik und Energieberatung.

Mit welchen Projekten engagiert sich ewl für die Energiewende?
Unsere Aktivitäten für die Energiewende sind breit gefächert. Wir realisieren zahlreiche erneuerbare Wärmeprojekte, die auf einheimische, ökologische und nachhaltige Energiequellen setzen. So betreiben wir etwa unser Rechenzentrum Stollen Luzern mit erneuerbaren Energien. Auch mitten in der Stadt produzieren wir mit dem Kleinwasserkraftwerk Mühlenplatz sauberen Strom. Für Elektroautos bieten wir neben Ladelösungen für zuhause auch öffentliche Ladestationen an. Ebenso setzen wir uns mit der Planung und Beratung für Photovoltaik für nachhaltige Energienutzung ein. Zusätzlich engagieren wir uns in Windparks und bei der Biogasanlage SwissFarmerPower in Inwil. Über unseren Ökofonds fördern wir ebenfalls diverse Klima- und Umweltprojekte. Ein Beispiel ist die Erlebnisschule Luzern, die Kindern und Jugendlichen einen praktischen Zugang zu Umweltthemen ermöglicht. Darüber hinaus arbeiten wir in vielen weiteren Bereichen und Projekten aktiv an einer nachhaltigen Energiezukunft.

Welchen Herausforderungen begegnet ewl in Bezug auf umweltfreundliche Energielösungen?
Ein zentrales Handlungsfeld für uns ist die Wärmewende, also die Ablösung fossiler Heizsysteme durch See-Energie und Fernwärme. Dabei begegnen wir verschiedenen Herausforderungen. Eine davon ist die langfristige Planung in einem sich stetig wandelnden Umfeld. Unsere Systeme müssen so ausgelegt sein, dass sie auch in Jahrzehnten noch funktionieren – trotz heute noch unklarer Entwicklungen in Bezug auf Stadtwachstum, Bevölkerung und Wohnraum.

Wie plant man heute für eine so unsichere Zukunft?
Wir arbeiten mit Szenarien und bleiben flexibel in der Umsetzung. Gleichzeitig braucht es Infrastruktur, die robust und zukunftsfähig ist – auch bei veränderten Rahmenbedingungen. Entscheidend ist auch, Umgebung und Umfeld von Beginn an mit einzubeziehen: Wir bauen nicht auf der sprichwörtlichen grünen Wiese, sondern in dicht besiedelten Quartieren, auf befahrenen Strassen und in Wohngebieten – dabei ist es uns wichtig, die Auswirkungen auf Anwohnende und den öffentlichen Verkehr möglichst gering zu halten.

Gibt es im städtischen Gebiet besondere Herausforderungen?
In belebten urbanen Räumen ist die Bautätigkeit sehr komplex. Denn hier gibt es im Untergrund oft enge Platzverhältnisse. Unsere See-Energie- und Fernwärmeleitungen müssen sich den Raum mit bestehenden Infrastrukturen teilen, was eine präzise Planung und intensive Koordination erfordert. Wir bewegen uns auch in einem komplexen Umfeld mit vielen Anspruchsgruppen – von Behörden über Anwohnende und Verkehrsunternehmen bis hin zu Umweltorganisationen. Das erfordert umfassende Bewilligungsverfahren und viel Dialogbereitschaft. Dieser Dialog mit den vielfältigen Anspruchsgruppen ist uns ein Anliegen. Gleichzeitig ist für die gelungene Energiewende ein sensibler Umgang mit dem Lebensraum wichtig. Beim Ausbau der See-Energie legen wir grossen Wert auf den Schutz des Sees und seiner Ökosysteme.

Das Bauen von neuen Infrastrukturen im belebten urbanen Raum ist ein grosse Herausforderung.

© ewl energie wasser luzern

Spielt auch der Preis eine Rolle für die Energiewende?
Ja, bei der Umstellung auf umweltfreundliche Energielösungen zeigt sich in der Praxis: Ökologisches Verhalten hängt stark vom Preis ab. Wenn nachhaltige Technologien wirtschaftlich attraktiv sind, steigt die Akzeptanz in der Bevölkerung. Ob bei Photovoltaik, E-Mobilität oder Wärmelösungen. Die wirtschaftliche Tragbarkeit bestimmt oft darüber, ob sich Menschen für eine ökologische Lösung entscheiden. Nachhaltigkeit muss daher sowohl technisch als auch finanziell überzeugend sein.

Wie sieht ewl ihre Rolle dabei – als Impulsgeberin oder als Dienstleisterin?
Beides. ewl will Lösungen bieten, die wirtschaftlich tragbar sind – und gleichzeitig ein klares Zeichen für eine klimafreundliche Zukunft setzen.

Warum hat ewl für die beiden Projekte See-Energie-Zentrale Inseliquai und Fernwärme Emmen Luzern die Förderung durch die Stiftung KliK in Anspruch genommen?
Ohne die Förderung durch die Stiftung KliK hätten die Wärmeverbünde nicht kostendeckend betrieben werden können. Schon in der Planungsphase bot die Aussicht auf Fördergelder eine wertvolle Investitionssicherheit.

Was wird konkret gefördert und wie hoch gestalten sich die Förderbeiträge?
Gefördert wird die Reduktion von CO₂-Emissionen, insbesondere durch den Ersatz von Gas- und Ölheizungen mit Fernwärmelösungen. Für jede eingesparte Tonne CO₂ erhalten wir einen Beitrag von 100 Franken.

Welche positiven Effekte hatte die Förderung sonst noch für ewl oder für andere Projekte, die dank Fördergeldern realisiert werden konnten?
Die Förderung hat auch anderen Projekten für erneuerbare Energien, die wir aktuell entwickeln, zusätzlichen Schub verliehen.

Gab es unvorhergesehene Hindernisse bei der Umsetzung der Projekte trotz Fördergeldern?
Ja, unabhängig von der Förderung treffen wir bei der Umsetzung grosser Projekte wie dem Ausbau von Wärmenetzen regelmässig auf bauliche Herausforderungen. Das beginnt bei der Suche nach der optimalen Leitungsführung – besonders im Hinblick auf bestehende Bauverhältnisse oder Dienstbarkeiten. Auch die Akquisition geeigneter Flächen ist oft anspruchsvoll und erfordert frühzeitige Abklärungen sowie den Dialog mit Eigentümerinnen und Eigentümern.

Sehen Sie sich als ewl in einer Art Vorreiterrolle für Klimaschutz in der Energieversorgung von Gemeinden und Städten?
Ja, absolut. Unsere Vision ist klar: ewl versteht sich als Wegbereiterin einer klimaneutralen Zukunft. Wir gestalten den Wandel führend mit und unterstützen unsere Kundinnen und Kunden aktiv beim Umstieg auf ressourcenschonende Energielösungen. Mit dem Ausbau unserer Wärmenetze setzen wir diese Vision Schritt für Schritt um.

Braucht es Ihrer Meinung nach finanzielle Unterstützung, um die Energiewende voranzutreiben?
Ja, erneuerbare Energien haben teilweise noch einen Wettbewerbsnachteil, da die wahren Kosten fossiler Energien – etwa Umwelt- und Klimafolgen – nicht vollständig eingepreist sind. Fördermittel helfen, dieses Ungleichgewicht auszugleichen. Das kann durch Anschlussbeiträge für Endkundinnen und Endkunden geschehen oder durch Investitionsbeiträge für die Versorgungsunternehmen.

Was braucht es Ihrer Meinung nach sonst noch, nebst Förderung, um erneuerbare Energien noch weiter voranzutreiben?
Neben finanzieller Unterstützung sind beschleunigte Bewilligungsverfahren essenziell, damit neue Vorhaben rasch realisiert werden können. Darüber hinaus braucht es klare gesetzliche Rahmenbedingungen und Rechtssicherheit – insbesondere mit Blick auf das CO₂-Gesetz über das Jahr 2030 hinaus.

Welche Strategien verfolgen Sie, um die Luzerner Bürger aktiv in die Energiewende einzubinden?
Die Energiewende kann nur gemeinsam mit der Bevölkerung gelingen. Deshalb setzen wir auf ein breites Spektrum an Massnahmen: Unsere Kundinnen und Kunden können sich aktiv für unsere Angebote rund um erneuerbare Energien entscheiden – ob bei der Wärmeversorgung, beim Strombezug, bei Ladestationen für E-Mobilität, bei Photovoltaiklösungen oder über unsere Energieberatungen. Auch unser ökologisch betriebenes Rechenzentrum im Stollen Luzern ist Teil dieses Engagements.

Blick in das Rechenzentrum Stollen Luzern.

© ewl energie wasser luzern

Die Abwärme des Rechenzentrums ist Energiequelle für Fernwärme.

© ewl energie wasser luzern

Wie informieren Sie über diese Angebote?
Mit gezielter Kommunikation: Wir teilen praktische Energietipps, erzählen inspirierende Geschichten und sind bei städtischen Anlässen und Events präsent. Führungen durch unsere Anlagen ermöglichen direkte Einblicke – und schaffen Gelegenheiten für Austausch und Sensibilisierung.

Wie sieht für Sie die Zukunft in der nachhaltigen Energieversorgung in Gemeinden und Städten aus?
Die Zukunft ist eindeutig erneuerbar und klimafreundlich. Welche konkreten Energieträger sich jeweils am besten eignen, hängt jedoch stark von den örtlichen Gegebenheiten ab.

Wo sehen Sie Handlungsbedarf oder besser noch Potenzial bei ewl?
Bis unsere geplanten Wärmenetze vollständig realisiert und in Betrieb sind, liegt noch viel Arbeit vor uns. Die enge Abstimmung mit Städten, Gemeinden und diversen Anspruchsgruppen ist dabei ebenso zentral wie die verlässliche Planbarkeit von Fördermitteln.

Welche nächsten Schritte oder Projekte planen Sie konkret?
Wir haben mit den Planungsarbeiten für den Wärmeverbund Kriens begonnen. Zudem wurden geeignete Standorte für den weiteren Ausbau der See-Energie bereits identifiziert.

Welchen technologischen Entwicklungen oder welchen Technologien allgemein attestieren Sie die besten Zukunftsaussichten für eine gesicherte, nachhaltige Energieversorgung?
Mit unseren Wärmenetzen verfolgen wir das Ziel, eine verlässliche, lokale und nachhaltige Wärmeversorgung sicherzustellen. Welche Energieträger dabei zum Einsatz kommen, hängt von verschiedenen situativen Faktoren ab – etwa von den lokal verfügbaren Ressourcen, den politischen Rahmenbedingungen, der Bodenbeschaffenheit oder geografischen Gegebenheiten.

Welche regulatorischen Änderungen wären aus Ihrer Sicht notwendig, um erneuerbare Energien noch schneller auszubauen?
Eine adäquate Bepreisung von CO₂-Emissionen ist entscheidend. Heute werden die externen Kosten fossiler Energieträger noch nicht vollständig berücksichtigt – das muss sich ändern.

Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit mit anderen Energieversorgern oder der öffentlichen Hand im Bereich Nachhaltigkeit? Gibt es Synergien oder Verbesserungspotenzial?
Mit der Stadt Luzern arbeiten wir eng beim Ausbau der Wärmenetze zusammen – eine Zusammenarbeit, die sich auch in anderen Städten und Gemeinden als zentral erweist. Der Erfolg solcher Infrastrukturprojekte hängt massgeblich von der engen Kooperation aller Beteiligten ab.

Wie beeinflussen geopolitische und wirtschaftliche Entwicklungen Ihre Strategie für erneuerbare Energien?
Krisen wie der Ukrainekrieg oder instabile Energiemärkte machen deutlich, wie abhängig Europa und auch die Schweiz von Energieimporten ist. Diese Entwicklungen bestätigen unsere strategische Ausrichtung: Wir wollen die lokale, erneuerbare Energieproduktion gezielt ausbauen. See-Energie, Fernwärme, Photovoltaik sowie der Einsatz von Biogas und Power-to-Gas sind für uns nicht nur Klimaschutzmassnahmen, sondern auch ein Beitrag zur Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit. Wirtschaftliche Herausforderungen wie die hohe Volatilität der Energiepreise oder steigende Investitionskosten erschweren die Planung, erhöhen aber gleichzeitig das Interesse an stabilen, regionalen Lösungen – was unsere Strategie zusätzlich stützt. Auch politisch ist vieles im Wandel: Förderinstrumente und gesetzliche Rahmenbedingungen verändern sich häufig in Reaktion auf geopolitische Entwicklungen. All das zeigt: Je unruhiger das Umfeld, desto wichtiger sind verlässliche, lokale und nachhaltige Lösungen.